Kindergottesdienst
Kindergottesdienst
Vor einiger Zeit wurde der Kindergottesdienst der St.-Markus-Gemeinde in der Braunschweiger Zeitung vorgestellt. Für diesen Bericht wurden die Kinder befragt, warum sie in den Kindergottesdienst gehen würden. Eine typische Frage der Erwachsenen. Kinder in diesem Alter reflektieren aber nicht in dieser Weise.
So verwunderte diese Frage die Kinder. Sie antworteten mit leichtem Unverständnis: „Na, weil es uns Spaß macht.“ Und: „Weil ich etwas von Gott wissen will und die Geschichten hören möchte.“ Eine der Antworten brachte uns besonders zum Schmunzeln: „Weil ich auch mal Kindergottesdienstlehrerin werden will, wenn ich groß bin.“
Warum kommen die Kinder in den Kindergottesdienst? Und warum ist der Kindergottesdienst für Kinder gut, richtig und wichtig? Hoffen wir als für den Kindergottesdienst Verantwortliche, dass die Kinder später einmal als Erwachsene auch zum Gottesdienst gehen? Oder möchten wir, dass die Gemeinde gut da steht, weil es dann heißt: „Die machen auch etwas für Kinder“?
Wir sind der Meinung, dass in jedem Kind Glauben und Religion angelegt sind. Kinder sind von sich aus offen dafür. Die geradezu natürliche Offenheit wird beschädigt oder gar zerstört von Menschen, die sich den Kindern gegenüber abfällig über Gott und Glauben äußern und z.B. sagen: „Gott gibt es ja gar nicht.“ Da Kinder viel durch die Nachahmung ihrer Bezugspersonen lernen, können sie Schaden nehmen durch die, die selber kein religiöses Leben pflegen beziehungsweise den Kindern vorleben können.
Was die Kinder in sich haben, das muss auch gepflegt und gehegt werden, damit es sich entwickeln und ausbilden kann. Sonst verkümmert es, wie eine Pflanze eingeht, die nicht gegossen wird. Im Kindergottesdienst tun wir genau das: Wir pflegen und gießen. Die kleinen Pflänzchen bekommen Nahrung. Erleben, spüren und fühlen, dass Gott uns liebt, ganzheitliches Eintauchen in biblische Geschichten, die vom Glauben erzählen. All das dient der Pflege des seelischen Lebens der Kinder.
Es schafft eine gute Ausgangsbasis für ein ganzheitliches Leben. Sich vergegenwärtigen und wissen, dass wir von Gott angenommen sind, so wie wir sind, Gottes Wirklichkeit spüren und erleben, das ist eine wichtige Grundlage für ein gesundes Selbstbewusstsein – und zwar ein Leben lang, also weit über die Kindergottesdienstzeit hinaus. Nicht umsonst ist eins der Lieblingslieder: „Ja Gott hat alle Kinder lieb…“
Die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Glauben und Gott kommt später und darf auch nicht fehlen. Doch im Kindergottesdienst ist sie noch nicht dran. Wie oft sagen wir zu den Kindern: „Ach du mein Engelchen“ oder ähnliches. Und wirklich, die Kinder haben etwas von den Engeln, das uns Erwachsenen oft verloren gegangen ist: Das Einssein mit Gott. Eine Verbindung, die wir uns als Erwachsene nur wünschen können. Für die Kinder gibt es Gott genauso, wie es Mutter und Vater gibt. „So ihr nicht werdet wie die Kinder“ heißt es schon bei Jesus. Ihre Verbindung zum Himmel und zum Himmlischen ist noch nicht unterbrochen. Die Kinder haben im Kindergottesdienst die Möglichkeit, etwas von ihrer religiösen Existenz zum Ausdruck zu bringen. Damit unsere Kinder gut aufwachsen können, geben wir uns viel Mühe mit der Erziehung. Wir lieben unsere Kinder. Wir sorgen uns um sie und achten auf gesunde Ernährung, musikalische Früherziehung und Sport. All das ist wichtig und sollte nicht gegen die religiöse Erziehung ausgespielt werden im Sinne eines „Entweder – oder“.
Es kommt vor, dass Kinder nicht mehr zum Kindergottesdienst kommen, weil Eltern eine andere Aktivität in dieser Zeit vorziehen. Wir finden das aus den dargelegten Gründen schade und sicher überdenkenswert. Wer einmal erlebt hat, mit welcher Hingabe, Freude und Ernsthaftigkeit die Kinder bei ihrem Gottesdienst dabei sind, die Geschichten, Gebete und Lieder aufnehmen, dem beantwortet sich die Frage nach dem Sinn und Warum von Kindergottesdienst wie von selbst.
Hans-Jürgen und Annegret Kopkow