02.07.2020
Irrtümlicherweise wird der Pfarrberuf allzu oft auf die Gottesdienstvorbereitung für den kommenden Sonntag herabgestuft. Dass auf einen Pfarrer dabei noch sehr viel mehr Aufgaben warten, das habe ich in meinem vierwöchigen Gemeindepraktikum in Mascherode und der Südstadt erfahren dürfen. Ich bin Chantal Gilbrich und studiere aktuell in Göttingen Theologie. Der ein oder andere hat mich sicherlich schon während meines Praktikums kennengelernt.
Besonders den abwechslungsreichen Alltag mit allen Generationen habe ich in meiner Praktikumszeit sehr geschätzt. Da gab es zum Beispiel die Vorbereitung und Durchführung von Amtshandlungen, Geburtstagsbesuche, den Konfirmanden-Unterricht, den Kindergottesdienst, Sitzungen im Kirchenvorstand, Pfarrverband oder der Kita, die Einführung der neuen Oberlandeskirchenräte und des neuen Propstes, die Arbeit im Gemeindebüro und die Begleitung von Gemeindegruppen, wie beispielsweise dem Chor, der Männerrunde oder dem Bibelgesprächskreis.
Ein großes Highlight meiner Praktikumszeit stellte die Konfirmanden-Fahrt nach Wernigerode dar, die unter dem Motto „Flatrate – 24 Stunden mit Gott verbunden“ stattfand. Neben Einheiten zum Thema „Gebet“ haben wir die Zeit für eine Nachtwanderung zum Schloss und einen Spieleabend mit einer Mini-Olympiade genutzt. Spannend war gleichzeitig auch die Ausstellung mit den biblischen Erzählfiguren in St. Thomas, die ich sowohl mit den Kindern des Kindergottesdienstes als auch bei einer Mondscheinführung mit der Frauengruppe besuchen durfte. Viel Freude hat mir zudem der Escape-Room zu den „Zehn Geboten“ bereitet, den ich mit den Konfirmanden in Rautheim ausprobiert habe.
Ähnliche Erfahrungen machen wohl auch andere Theologiestudierende während ihres Gemeindepraktikums. Was aber hinter den Kirchenmauern geschieht, während die ganze Welt in einer Pandemie, wie der Corona-Krise steckt, davon können nur die Wenigsten berichten. Es gab eine Kita-Krisensitzung über die Betreuung in den Notgruppen und Absprachen mit dem Kirchenvorstand über mögliche Ersatz-Angebote zum Gottesdienst. Ich konnte die Zeit sinnvoll nutzen, um einen Blick in die Chronik und das Gemeindebriefarchiv zu werfen und das ein oder andere schöne Telefonat mit Gemeindemitgliedern zu führen. Während das Telefon im Pfarrbüro erst einmal nicht still stand, blieb die Kirche von einem Tag auf den anderen plötzlich leer. Corona scheint auch das Lachen der Gemeindeglieder, die aufgeregten Kinderstimmen und die Gesänge des Kirchenchores unter sich begraben zu haben.
Ein großes Dankeschön, das Sie und Ihr mich so herzlich in der Gemeinde aufgenommen habt. Ich kann auf eine abwechslungsreiche und lehrreiche Zeit mit vielen neuen Erfahrungen zurückblicken, die mir sicherlich auch noch auf meinem weiteren Berufsweg helfen werden. Das habe ich nicht zuletzt meinem Mentor Hans-Jürgen und seiner Frau Annegret Kopkow zu verdanken.