Wenn Pfarrer Hans-Jürgen Kopkow am morgigen Sonntag in den Ruhestand verabschiedet wird, müssen sich die Menschen in den evangelischen Kirchengemeinden in der Südstadt und in Mascherode nicht nur von ihrem langjährigen Geistlichen verabschieden. Mit ihm geht nach 39 Jahren im Pfarrhaus auch die Pfarrfrau Annegret Kopkow.
Sie hat ihren Mann auf seinen beruflichen Stationen stets begleitet, zu Beginn in der St.-Johannis-Gemeinde, später dann auch in der St.-Markus-Gemeinde. „Wir sind noch ein Pfarrerehepaar alten Schlages“, schmunzelt Hans-Jürgen Kopkow.
Als der 66-Jährige 1984 seine erste Pfarrstelle antrat, waren Pfarrer überwiegend Männer, erinnert sich Kopkow. „Und in der Landeskirche Braunschweig gab es damals höchstens zehn Pfarrerinnen.“ Bis in die 1980er-Jahre war das berufliche Schicksal der meisten Pfarrfrauen mit der Heirat besiegelt: Sie kümmerten sich nicht nur um Kinder und Haushalt, sondern auch um den Frauenkreis oder den Kindergottesdienst.
►Spagat zwischen Beruf und Kindern war nicht nötig
Das hat auch Annegret Kopkow getan, und sie hat es nicht bereut: „Ich war gern Pfarrfrau und mit Herz und Seele dabei.“ Sie hat ihre Freiräume genutzt, beispielsweise um ihrem Mann beruflich zur Seite zu stehen und um für die vier Kinder dazusein.
„Ich musste nicht diesen Spagat zwischen Beruf und Kindern machen“, sagt sie. Und die ausgebildete Erzieherin hat Zusatzausbildungen in Religionspädagogik absolviert. Ihr Wissen vermittelt sie auch künftig Erzieherinnen, Grundschullehrerinnen und Mitarbeiterinnen im Kindergottesdienst.
Ebenso prägend wie das veränderte Rollenverständnis von Männern und Frauen waren für die Berufstätigkeit Kopkows der Mitgliederschwund in den christlichen Kirchen, Stellenkürzungen und Sparzwänge. Als der Pfarrer 1995 in die Südstadt kam, hatte er noch eine ganze Stelle inne. Doch da die Stellen nach und nach immer weiter gekürzt wurden, musste sich Kopkow neuen beruflichen Herausforderungen stellen.
►Propsteijugendpfarrer, Religionslehrer und Schulpfarrer
Zunächst war er zusätzlich als Propsteijugendpfarrer tätig, später Religionslehrer und Schulpfarrer an der Waldorfschule und am Gymnasium Raabeschule. 2015 eine weitere Zäsur: Kopkow entschied sich, wieder ausschließlich Gemeindepfarrer zu sein, mit je einer halben Stelle in der Südstadt und in Mascherode. „Es war nie langweilig. Im Gegenteil“, schreibt Kopkow zum Abschied im Gemeindebrief.
Noch eine Besonderheit prägte das Berufsleben des Pfarrers: In den 1990er-Jahren hat er den Neubau der Kirche in der Südstadt begleitet. „Seine Kirche“ ist der letzte sakrale Neubau Braunschweigs im vorherigen Jahrtausend und die vorerst letzte neue Kirche innerhalb der Landeskirche.
►Beide wollen dem Gotteshaus treubleiben
Für die Kopkows ist es selbstverständlich, dass sie dem lichtdurchfluteten Gotteshaus auch künftig treubleiben werden: Sie werden auch nach dem Auszug aus dem Pfarrhaus in der Südstadt wohnen und die Gottesdienste in St. Markus besuchen.
►Die Verabschiedung
Pfarrer Hans-Jürgen Kopkow und seine Frau Annegret werden am Sonntag, 2. Juli, ab 15 Uhr in der St.-Markus-Kirche, Heidehöhe 28, von Propst Lars Dedekind verabschiedet. Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gibt es noch nicht.
Der wöchentliche Kindergottesdienst findet auch nach dem Ausscheiden von Annegret Kopkow jeden Donnerstag von 16 bis 17 Uhr in St. Markus statt, außer in den Ferien.
Quelle: Braunschweiger Zeitung vom 01.07.2023