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20.12.2016 Kategorie: Markus-Gemeinde

Störfaktor oder Rettungsanker?

Symbolik von Kreuz und Krippe

Muss sich das Kreuz denn immer in den Vordergrund drängen? So ein schönes Kind, die selige Maria, beglückte Hirten – und dann: Wie ein Fremdkörper drängt sich das Kreuz in den Vordergrund, stört, zerstört(?) die Idylle. Mir fällt ein Vorschlag ein, der vor vielen Jahren einmal in der Diskussion war: Ob nicht die Christen als ihr zentrales Motiv ein anderes Symbol wählen könnten als ein antikes Folterinstrument, ein Werkzeug zum Hinrichten, wie es in späteren Jahrhunderten der Galgen gewesen ist und in manchen Ländern heute noch – Gott sei es geklagt – ein elektrischer Stuhl sein kann. Die Krippe wäre doch eine schöne Alternative. Manche mögen jetzt einwenden – und früher habe ich das auch so gesehen –, dass ohne Karfreitag und Ostern Weihnachten keinen Sinn macht, weil wir ohne Jesu Tod und Auferstehung keinen Grund hätten, Weihnachten zu feiern. Oder – etwas poetischer ausgedrückt: das Licht der Weihnacht, das auf das Kind und Maria fällt, ist vom Licht des Ostermorgens geliehen. Heute sehe ich das etwas anders: Dass Gott Mensch wird, dass er die Menschen so liebt, dass er selbst ein Mensch sein möchte, ist auf alle Fälle ein Grund zum Feiern und zur Freude. Dennoch bin ich dankbar für das Kreuz im Vordergrund
des Bildes. Es bewahrt mich davor, mich in Weihnachten zu verlieren, oder besser gesagt: in einer romantischen Vorstellung von Weihnachten. Die Geburt Jesu hatte nichts Romantisches. Gott kommt nicht in eine heile Welt, sondern er ist das Heil der Welt. Das gilt heute wie vor 2000 Jahren. Das Kreuz ist nicht Störfaktor an Weihnachten, sondern Rettungsanker in einer unheilen Welt, deren Erlösung mit Weihnachten beginnt. Wir stehen Weihnachten am Anfang, schade, wenn wir auf die Fortsetzung verzichten würden.
Kreu´z und Krippe

Kreuz und Krippe
Foto: Pit Siebigs

Beitrag von Michael Tillmann