In der Weihnachtsgeschichte des Lukas heißt es: „Es begab sich aber, dass alle Welt geschätzt würde. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe." Da ist von einer wenig erfreulichen Steuerschätzung die Rede. Man könnte geneigt sein, schnell darüber hinweg zu gehen, um zum Eigentlichen der frohen Botschaft zu gelangen. Das wäre schade. Denn genauer betrachtet steckt in diesen Worten schon mehr als ein Hinweis auf das Eigentliche. Vordergründig betrachtet ist die Rede von der unerfreulichen Steuerschätzung durch die Römer der Versuch einer zeitlichen Einordnung des weihnachtlichen Geschehens.
Hat man sich das durchschaut, erkennt man, dass da zwischen den Zeilen noch von einer ganz anderen Schätzung die Rede ist. In der Weihnachtsgeschichte geht es ja nicht um die Steuerschätzung der Römer, sondern darum, dass alle Welt von Gott geschätzt wird. Gemeint ist eine grandiose Wertschätzung durch Gott. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die ihm vertrauen, nicht verloren gehen" heißt es im Johannesevangelium 3,16. Man könnte auch sagen: So sehr hat Gott die Welt wertgeschätzt, dass er ihr und uns ein wirklich großes Weihnachtsgeschenk gemacht hat. Von daher darf sich alle Welt und jedermann wertgeschätzt fühlen bzw. glücklich schätzen. Dass Gott uns wert schätzt, könnte dazu führen, dass wir uns selbst und einander wertschätzen. Und was machen wir? Oft genug reden wir von uns selbst und anderen abschätzig. Wie sehr einen vernichtende Fremd- oder Selbsteinschätzungen runterziehen können, hat wohl jeder schon erlitten. Die Weihnachtsgeschichte lädt uns ein, die erfahrene Wertschätzung in Form von Wertschätzung weiterzugeben, nicht deshalb, weil wir uns alle auf einmal so mögen und Weihnachten das Fest der Liebe ist, sondern deshalb, weil uns diese Wertschätzung von Gott her zugeeignet wird.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie auf Weihnachten zugehen können in der Erwartung einer großen Wertschätzung. Seien Sie jedermann. Denn „jedermann ging, dass er sich schätzen ließe ..." Möge es Ihnen immer öfter gelingen, sich selbst, einander und Gott zu schätzen.
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14.12.2015
Kategorie: Markus-Gemeinde