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14.07.2021 Kategorie: Markus-Gemeinde

Digitale Kirchenorgel für St. Markus

Harmonischer Klang ohne Orgelpfeifen: Gemeindemitglieder spenden mehr als 15.000 Euro

Braunschweig. Eine richtige Kirchenorgel kommt nicht ohne Pfeifen aus – sagen Traditionalisten. Die Tasten? Klassisch in Weiß und Schwarz müssen sie gehalten sein. Doch es gibt Situationen, in denen Pragmatismus angesagt ist. Die evangelisch-lutherische Gemeinde St. Markus in der Südstadt hat für rund 37.000 Euro eine neue, moderne Digitalorgel angeschafft. Die Tasten sind nicht weiß und schwarz, sondern dunkel und holzfarben. Und der Klang füllt den kleinen Kirchenraum über Verstärker und Lautsprecher harmonisch aus.

Hans-Joachim Juny weiß von der opulenten Orgel in der Sylter Prominenten-Kirche St. Severin in Keitum. Kurz vor der Jahrtausendwende hatte ein vermögender Gönner der Gemeinde eine Million Mark gespendet. Aber das reichte nicht mal. Letztlich kostete das Instrument 1,6 Millionen Mark. „Aber die Orgel ist so groß, dass sie mit ihrem Klang alles erschlägt“, weiß der Organist der St.-Markus-Gemeinde. Die Lehre daraus: Groß ist nicht immer gut. Eine Orgel muss zu ihrer Umgebung passen.

Und genau deshalb stand eine Orgelpfeife in der Südstadt auch nicht zur Debatte – von den Kosten ganz zu schweigen. Das bisherige Modell war ebenfalls digital, aber nach gut 20-jähriger Nutzungsdauer veraltet, die Technik überholt. Ersatzteile waren Mangelware. „Die neue Orgel hat einen deutlich besseren Klang“, erklärt Hans-Jürgen Kopkow. Vor dem Kauf hatte sich der Gemeindepfarrer von der Qualität des Geräts persönlich beim Hersteller aus der Region Kassel überzeugt.

Die neue dreimanualige Orgel verfügt über 55 Register. Acht Lautsprecher und eine Bassbox beschallen den Raum. Hans-Joachim Juny ist begeistert. „Bei der alten Orgel ging der Klang beim Üben irgendwann auf den Kopf. Das ist jetzt nicht mehr so“, sagt er. Sollte er bei bestimmten Anlässen nicht vor Ort sein können, müssen die Besucher nicht auf Orgelmelodien verzichten. Über die Aufnahmefunktion können Stücke vorab ein- und später abgespielt werden. Durch den Verkauf der alten Orgel an eine Hamburger Kirchenmusikerin kamen ein paar Euro zusammen. Am meisten steuerten aber die Gemeindemitglieder zur Anschaffung bei: mehr als 15.000 Euro per Spendenaufruf. Aber auch die Hans-und-Helga-Eckensberger-Stiftung trug mit 8000 Euro maßgeblich zum Kauf bei. Die Stiftung hatte kürzlich erst den neuen Pilgerweg des Pfarrverbandes im Braunschweiger Süden mitfinanziert.

Einige Male ist das neue Instrument nun schon im Einsatz gewesen. Orgel geht nicht ohne Pfeifen? In der St. Markus-Gemeinde ist man da anderer Meinung. Und zumindest zur Zierde hängen die Pfeifen an der Wand – hinter ihnen sind die Lautsprecher versteckt.

Quelle: Braunschweiger Zeitung vom 14.07.2021

Organist Hans-Joachim Juny präsentiert den Ehrengästen Wolfgang Müller, Wilhelm Koller und Andrea Kamphenkel die neue Orgel

Organist Hans-Joachim Juny präsentiert den Ehrengästen (von links) Wolfgang M. Müller, Wilhelm J. Koller und Andrea Kamphenkel von der Hans-und-Helga-Eckensberger-Stiftung die neue Orgel (Foto: Henning Thobaben)

Faksimile der Braunschweiger Zeitung vom 14.07.2021

Faksimile der Braunschweiger Zeitung vom 14.07.2021

Beitrag von Henning Thobaben