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11.07.2016 Kategorie: Markus-Gemeinde

Blindes Vertrauen

Ein Gemeindemitglied aus der Südstadt berichtet über seine Erlebnisse

Vor einigen Wochen kam ich abends mit meiner Tochter nach Hause. Wir stiegen gerade aus dem Auto aus, als eine junge Frau auf uns zukam. Selten verirren sich „fremde“ Menschen in unsere Sackgasse. Sie war blind und tastete sich mit ihrem Stock in unsere Richtung. Sie entschuldigte sich für die Störung, doch sie bräuchte unsere Hilfe. Die junge Frau berichtete uns, sie habe den falschen Bus genommen. Sie müsse in den Lindenberg, doch der Bus, mit dem sie gefahren sei, fuhr eine andere Route. Also stieg sie bereits in der Südstadt aus. Nun habe sie sich auf der Suche nach der richtigen Haltestelle verirrt. So war sie in unserer Sackgasse gelandet. Am Rande der Südstadt mit nur wenigen Häusern. Ein Glück, dass wir zufällig noch draußen waren. Es war ungemütlich kalt, feucht und windig. „Wie komme ich denn nun wieder zurück zum Welfenplatz oder zur nächsten richtigen Haltestelle?“ Für eine blinde Person sicher ein längerer Weg, auch wenn es recht einfach zu erklären gewesen wäre. Daher bot ich ihr spontan an, sie in den Lindenberg zu fahren. Zunächst wirkte sie unsicher: „Nun ja, wenn es keine Umstände macht...; ich weiß nicht so recht...“ Selbstverständlich war sie verunsichert. Eine wildfremde Person bietet ihr an, sie im Auto irgendwo hinzufahren…. Bis auf die Stimme hatte sie keine Anhaltspunkte, was ich für eine Person sein könnte... „Nun, man hört ja so einiges...“. Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte und meinte nur: „Wissen Sie, ich bin Christin und tue es gern!“ „Ach", erwiderte sie, "das bin ich auch.“ Und damit war alles gesagt. Ich fuhr sie nach Hause. Eine kurze aber eindrucksvolle Begegnung. Ich danke der unbekannten jungen Frau für ihr wahrlich blindes Vertrauen.
Blind

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Grafik: pixabay